Die letzte Zeit bin ich recht häufig Zug gefahren. Nachdem Bahnsteig suchen, Umsteigen, ect. habe ich die Zeit unterwegs verbracht, den „Herr der Ringe“ zu lesen und das Prinzip „Suche in Echtzeit“ zu überdenken. Dabei stellte sich heraus, dass das Umfeld des Bahnfahrens ein sehr gutes Beispiel ergibt, um die traditionelle Archivbasierte-Suche und die Echtzeit-Suche zu veranschaulichen.
Es ist kein Geheimniss, dass bereits seit langen Zeiten Bestrebungen unternommen werden, Maschinen menschlicher zu gestalten. Hypermedia beispielsweise, die Grundlage des WWWs, ermöglicht es, innerhalb des Netztwerks an Maschinen, das das Internet darstellt, Hypermediale Dokumente abzurufen und bereitzustellen. Die Grundidee von Hypermedia ist es jedoch, die Verknüpfung der menschlichen Gedankenwelt abzubilden (Nelson 1974). Kein Wunder also, wenn sich bezüglich der Informationssuche im WWW ähnliche Vergleiche ziehen lassen. In diesem Beispiel vergleiche ich die Echtzeit-Suche mit dem Bewusstsein (consciousness) und die Archivbasierte-Suche mit der Erinnerung (memory). Beide lassen sich getrennt betrachten, machen aber erst im Zusammenspiel wirklich Sinn.
Suche als Kombination von Bewusstsein und Erfahrung.
Wenn ich nun mit dem Zug verreisen möchte, dann habe ich mir meistens bereits im Vorhinein meine Verbindungen herausgesucht und irgendwie festgehalten (Archiv), dass früher und später (meist) auch noch Züge fahren, habe ich ebenfalls registriert, aber die genauen Informationen habe ich mir nicht gemerkt, also vergessen (oblivion). Ebenso habe ich ggf. Erfahrungen meiner Bekannten („Fahr bloss nicht um diese Uhrzeit, da ist es immer gerammelt voll!“) mit in meine Entscheidung einbezogen (soziales). Ist es soweit und ich befinde mich am Bahnhof, muss ich sowohl mein Wissen (Zugverbindungen, Empfehlungen), Erfahrung (Prinzip des Öffentlichen Personenverkehrs, Bedienung eines Fahrkartenautomaten, ect.) als auch auf mein Bewusstsein (Anzeigetafel der Zugverbindungen bei eventuellen Änderungen wie Gleiswechsel oder Verspätung, suchen des Bahnsteigs, ect.) in Anspruch nehmen (consciousness). Dabei filtert mir mein Bewusstsein unnötige Informationen bereits im Vorfeld heraus und einiges wird mir vermutlich nicht auf Dauer im Gedächtnis bleiben (Farbe der Schuhe der Leute, die mir entgegen kommen), anderes hingegen schon, so dass ich, wenn ich z.B. diese spezielle Zugverbindung tagtäglich benutze, nicht mehr lange suchen muss, sondern mich zielstrebig an den jeweiligen Bahnsteig begebe (memory). Auch wird im Laufe der Zeit einiges aus meiner Erinnerung verschwinden, sofern es nicht mehr benötigt wird (Fahrplanänderungen). Spontan reagiere ich auf das, was ich in Echtzeit erlebe. Sehe ich beispielsweise, dass die Buchhandlung in der Bahnhofspassage 50% Rabatt auf Krimis anbietet, und ich weiss, dass z.B. meine Tochter gerne Krimis liest (soziales), dann werde ich es mir überlegen, ob ich nicht noch schnell ein Mitbringsel in dieser Buchhandlung erwerben werde, sofern noch genügend Zeit bleibt.
An diesem einfachen, alltäglichen Beispiel, wird bereits ersichtlich, wie komplex tagtäglicheVorgänge des Suchens oder Findens ablaufen. Ständig muss zwischen relevanten und unnötigen Informationen unterschieden und auf bereits Erlerntes zurückgegriffen werden.
Nun das Beispiel einer Web-Suche, wie sie in Zukunft ablaufen könnte. „Könnte“ deswegen, weil die Filter, die hierfür nötig sind noch nicht ausreichend entwickelt sind.
In naher Zukunft möchte ich mir einen neuen Computer zulegen. Einige Kriterien, die ich hierfür zu Rate ziehe sind:
- Mobilität – ich möchte gerne unterwegs Artikel lesen und mir Notizen machen.
- OS: Linux oder Mac OS.
- Genügend Speicher, um meinen Desktop PC überflüssig zu machen – optional.
Damit mir nun eine Suche passende Ergebnisse liefern kann, die zu einer Kaufentscheidung führen, muss ein Profil (memory) meiner Wünsche vorhanden sein, das Filter zur Verfügung stellt, die mir vielleicht Folgendes vorschlagen:
- iPad
- MacBook
- Netbook mit Intel Atom
Jeder einzelne obige Punkt stellt hierbei einen Kompromiss dar und ich denke, dass ein System schon sehr komplex ausgeprägt sein muss, damit es auf eine Suche wie z.B. „mobiler PC kaufen“ diese Liste liefert. Bei dieser Auflistung hätte ich nun z.B. die Möglichkeit die Eigenschaften der unterschiedlichen Prozessoren und Betriebssysteme zu vergleichen (memory), dadurch, dass mir beispielsweise weiterführende Hyperlinks zu Wikipedia angeboten werden. Das iPad wird aus Aktualitätsgründen auch in dieser Liste aufgeführt, da es meinen Anforderungen an einen mobilen PC recht nahe kommt. Da es jedoch über kein Leopard-artiges OS verfügt, scheidet es leider u.a. auch wegen des Fehlens einer Kamera aus – ist jedoch für die fernere Zukunft weiterhin aktuell. Was die Ergebnisse bezüglich Netbook angeht, könnte ich jetzt z.B. eine weiterführende Liste mit Installationstipps für Linux auf Netbooks und kompatible Modelle aufgeführt bekommen, bei denen die Installation besonders unkompliziert verläuft – das könnte ein Ergebniss aus Echtzeit- und Archivbasierten-Resultaten sein. Wenn ich mir nun das Modell, das mir besonders geeignet erscheint, genauer ansehe, erhalte ich vielleicht einen Hinweis darüber, dass sich ein Linux-Freak aus meinem sozialen Netz gerade eben dieses Netbook zugelegt hat. Er hat eine kleine Review geschrieben, in der er das Fazit ziehen mag, dass die Leistung vollends für einen mobilen Gebrauch genügt, er jedoch trotzdem auf ein zusätzliches DVD-Laufwerk nicht verzichten kann. Des weiteren ist das Schreiben von längeren Texten auf dem Gerät nicht besonders ergonomisch.
Das MacBook letztlich ist mittlerweile in einer neuen Auflage erschienen, preislich und aus Gründen der Mobilität kommt für mich das Einsteigermodell (13″) in Frage. Der Prozessor ist jedoch nicht unbedingt sehr viel schneller als das Modell, das ich jetzt habe, dafür ermöglicht es bis zu 4GB RAM, das zudem wesentlich schneller angesprochen wird als das RAM in meinem Gerät, das nur über 1GB verfügt. Zusätzlich zum integrierten DVD-Laufwerk kann ich Festplatten bis zu 500GB einbauen lassen. Damit bräuchte ich meinen Desktop nicht mehr als Datenspeicher – derzeit verwende ich knapp 100GB. Meine Idealkonfiguration des Einsteiger MacBooks (2.26GHz Intel Core 2 Duo, 4GB DDR3 RAM, 320GB HD) ist jedoch nun nicht mehr ganz so günstig, wie ich es mir erhofft hatte. Ich erhalte einen Hinweis (z.B. über Twitter – Echtzeit), dass ein grosser Elektronik-Handel derzeit das MacBook vergünstigt anbietet, leider ist es jedoch das Vorgängermodell in der Standardkonfiguration. Ein weiterer Hinweis teilt mir mit, dass ich noch bis zu Mitte März eingeschriebener Student sein werde und demnach im Apple Store zu Studentenkonditionen einkaufen kann. Dadurch wird das Gerät doch noch einigermassen erschwinglich und voraussichtlich werde ich mir in den nächsten Tagen ein solches Gerät zulegen. Über mein weiteres Leben ohne Desktop, werde ich dann im Anschluss berichten.
Recherchen, die durch sukzessiven Ausschluss zu diesem Ergebniss (MacBook 13″, 2.26GHz Intel Core 2 Duo, 4GB DDR3 RAM, 320GB HD) führten habe ich alle unlängst (mühsam) selbst durchgeführt. Was ich mir nun für die Zukunft vorstelle, wäre ein Assistent, der mich innerhalb weniger Klicks (ähnlich Wolfram|Alpha) zu meinem Ergebnis bringt. Dieser Assistent benötigt jedoch zusätzlich zu einem „Bewusstsein“ auch „Erfahrung“, um tatsächlich brauchbare Entscheidungshilfen zu liefern. Für mich ist demnach die Echtzeit-Suche nicht ein Trend, oder nur eine weitere Möglichkeit der Web-Suche. In Verbindung mit der traditionellen, Archivbasierten-Suche, wird eine komplett neue Web-Suche als Einheit (Assistent) entstehen.
Echtzeit-Suche wurde und wird übrigens auch oft mit Sozialer-Suche gleichgesetzt. Interessanterweise übt sich Google derzeit in den Disziplinen Echtzeit und Soziales getrennt. Es ist jedoch meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit, bis beides wieder zusammen findet. Die Soziale-Suche ist ein Filter, der für Echtzeit-Suchergebnisse einerseits, als auch für die traditionelle Archivbasierte-Suche sinnvoll eingesetzt werden kann.