Ob diese Rechner vernetzt waren, vermag ich nicht zu sagen, jedoch 1981, als dieses Foto aufgenommen wurde, existierte das Internet Protokoll Version 4 - kurz IPv4 - bereits 4 Jahre.
Die knapp 4,3 Milliarden möglichen IP-Adressen (2^32), sollten für sein Experiment (Internet) ausreichen, dachte Vint Cerf in 1977. Ja, das IPv4-Protokoll, auf dem das bis heute erfolgreiche Experiment beruht, ist wirklich schon sehr alt. Und dennoch ist es der Antriebsmotor des Webs. Diese IP-Adressen ermöglichen die vielen Verknüpfungen, aus denen das Internet besteht und den angeschlossenen Computern den Austausch von Daten. Diesem Motor ging jedoch am 2011-02-03 der Sprit aus, denn die letzten Adressen wurden da vergeben.
IPv6, der Nachfolger hingegen ermöglicht 2^128 Adressen. Diese 2 zusätzlichen bits machen einiges aus. Nun ist es möglich (laut meinem ehemaligen Professor für Datenkommunikation) jedem Sandkorn in der Sahara eine IP-Adresse zu geben. Als ich ihn an der Essensausgabe der Mensa darauf ansprach, rechnete er noch grob aus, währenddem wir uns in der Schlange fortbewegten, dass mit IPv6 ca. 6,671 * 10^17 Adressen pro Quadratmillimeter Erdoberfläche möglich wären (ich habe heimlich nochmal
mit Wolfram|Alpha nachgerechnet). Mehr als genug aus seiner Sicht!
Wirklich? Vint Cerf dachte damals auch dass sein Adressvorrat reicht, räumt aber zusätzlich ein, dass niemand wusste, wie viel Adressen tatsächlich benötigt würden.
Ich denke zweierlei: Erstens, dass der Umstieg auf das neue Protokoll relativ reibungslos erfolgen wird. Und zweitens, dass auch diese Adressen uns irgendeinmal zur Neige gehen werden – eher früher als später. Warum? Wir können – salopp gesagt – nun alles mit IP-Adressen zukleistern, also werden wir es auch tun!
Zuerst werden Alltagsgegenstände mit eindeutigen IPs versorgt – falls sie noch keine haben. Dumme Chips, sogenannte
Jelly Beans werden zusätzlich in Wegwerfartikeln integriert sein und ich glaube nicht, dass sie mit dem Entsorgen ihre Adresse aushauchen werden – denn jetzt wird das Verfolgen der Müllroute doch erst interessant! Ich denke hier an die Kurzgeschichte
What’s Up Tiger Lily von Paul Di Filippo. (Diese ausgezeichnete Geschichte kann übrigens durch Anklicken des Hyperlinks nachgelesen werden.) Dort erfindet ein Student am MIT eine Möglichkeit, normales Papier durch eine kostengünstige Beschichtung mit Transistoren, die sich nach Belieben arrangieren lassen, in wegwerfbare Supercomputer zu verwandeln. Das sogenannte Proteopape ist allgegenwärtig, sogar zusammengeknüllt als Unrat im Rinnstein.
Ob die Menschheit tatsächlich Proteopape erfinden wird ist dahingestellt, jedoch wird mit den neuen IP-Adressen sicherlich auf die ein oder andere Art ebenso verschwenderisch umgegangen, wie mit dem schlauen Papier in der Kurzgeschichte.
Zu den physischen Gegenständen gesellen sich zusätzlich die Objekte im Cyberspace. Mit dem IPv6-Adressraum könnte jedem Objekt eine eindeutige Identität gegeben werden – ungültige Hyperlinks adé! So rasant wie die Daten im Web anwachsen –
laut Spiegel ca. 500 Exabytes allein in 2008 – ist die unvorstellbare Fülle an neuen Adressen endlich.
Das wird hoffentlich kein so grosses Problem darstellen, sollte es dereinst soweit sein, dass uns auch die IPv6-Adressen knapp werden.
Fragt sich nur, was wurde aus IPv5? Denn bei der Vergabe der Versionsnummern wurde scheinbar die 5 übersprungen – tatsächlich? Nun, bereits Ende der 70er wurde das experimentelle
Internet Stream Protocol zur Übertragung von Sprache, Bewegtbild und verteilter Simulation ins Leben gerufen. Leider war diesem Entwurf nicht der Erfolg der Version 4 oder 6 beschieden, die Nummer 5 war jedoch bereits vergeben und so trägt das Protokoll (auch
IP Next Generation oder IPng genannt), das in Zukunft den Datenstrom im Internet regeln wird, eben die Versionsnummer 6. Happy surfin‘!