Probieren geht über Studieren

Probieren geht über Studieren – dieses Sprichwort kenne ich aus meiner Kindheit. Während meines Studiums wurde es hin und wieder auch in „Kopieren geht über Studieren“ abgeändert. Eine ähnliche Redensart scheint es im Englischen nicht zu geben, denn Chris Dixon kommt ganz überraschend zu folgendem Schluss:

You need to use social services to understand them

cdixon.org – chris dixon’s blog / You need to use social services to understand them

Und wird begeistert ge-retweetet (ist das der richtige denglische Ausdruck?). Nun ja, es lässt sich erst wirklich fundiert über etwas berichten, das am eigenen Leibe gespürt wurde – ausprobiert oder angetestet eben. Ich selbst war bis vor eineinhalb Jahren auch nicht sonderlich begeistert vom Mitmach-Web Web 2.0. Das änderte sich schlagartig, nachdem ich das Buzzword „Web 2.0“ in meine Diplomarbeit aufnahm.

(In Zusammenhang mit Web 2.0 bevorzuge ich persönlich den Begriff „Trotzschrei“)

Jedenfalls, um eine runde Arbeit abzuliefern, musste ich recherchieren – und Web 2.0-Dienste ausprobieren. Ich war begeistert und staunte, was mir bis dato alles entgangen war. Daher mein Appell:

Probiert es doch selbst einmal aus!

Die meisten Dienste lassen die Anmeldung über ein Pseudonym (das sich später immer noch ändern lässt – oft sogar inklusive des Geschlechts) zu und eine separate E-Mail-Adresse für diese Tests ist auch nur einen Klick entfernt.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch ganz unverschämt für meinen neuen Weblog auf WordPress.com Werbung machen:

Weissblaue Noten - mein privater Weblog

Bei diesem sehr persönlich gefärbten Weblog auf WordPress.com kommentiere ich Erlebnisse des Alltags in meiner neuen Heimat.

Ich recherchiere derzeit für ein WordPress Buch, das ich zu schreiben gedenke. Zu WordPress gehört das Programm, das auf WordPress.org zu haben ist und der Dienst unter WordPress.com. Und erst nachdem ich Letzteren ausprobiert habe, kann ich sagen, wie gut er wirklich ist. Vermutlich würde ich mein Diplom, wenn ich es jetzt schreiben würde, um diesen Dienst herum aufbauen, anstatt den Weblog, der Gegenstand meiner Arbeit war, selbst zu betreiben.

Ohne grössere weiter Umschweife hier nun die Web-Dienste, die mittlerweiler fester Bestandteil meines Alltags wurden:

  • Dienste von Google – über Google lässt sich sagen, was man mag, die Anwendungen sind jedenfalls sehr gut:
    • Gmail – die Einstiegsdroge, der Großteil meines E-Mail-Volumens läuft über diesen Dienst. Wer ein Google-Benutzerkonto hat, aka Gmail-Account, dem stehen alle weiteren Google-Dienste zur Verfügung.
    • Google Docs – Text, Tabellenkalkulation, Präsentationen, gegenseitige Nutzung von Daten und Dateien – oft braucht es nicht mehr, um alleine oder in der Gruppe erfolgreich an verschiedensten Projekten zu arbeiten und die Tabellenkalkulation hat ein paar nette Tricks auf Lager.
    • iGoogle – die personalisierte Google-Startseite, alle Anwendungen auf einem Blick.
    • Google Calendar – Googles Terminplaner – hat mich soeben an meine Termine erinnert.
    • Google url shortener – goo.gl – zum Kürzen langer URLs – Google direkt mit Hyperlinks füttern.
    • Panoramio – hier hinterlasse ich virtuelle Brotkrumen auf der Landkarte.
    • YouTube – gehört auch zum Google Imperium – der gelegentliche Clip zur Entspannung oder zum Speichern interessanter (Technologie) Videobeiträge.
  • Auch Yahoo! bietet jede Menge nützlicher Dienste an – hier meine kleine Auswahl:
    • Flickr – für mich der Web-Dienst zum Speichern, Suchen und Weiterleiten von Bilddateien schlechthin. Die Flickr Gruppen sind ein kleines Ökosystem für sich.
    • Delicious – das Lesezeichen-Arbeitstier. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich mit meinen derzeit knapp 900 Lesezeichen sonst zurechtkäme. So sollte eine Lesezeichen-Verwaltung sein, ohne Delicious machen Lesezeichen keinen Sinn. Zwar habe ich bei Delicious keine Freunde zum gemeinsamen Lesezeichen-Austausch (wink, wink), jedoch ändert das nichts an dem rundum klasse Dienst.
  • Natürlich gibt es auch noch weitere interessante Dienste verschiedener Anbieter, die sich in meinen Alltag eingeschlichen haben:
    • Twitter – viel Lärm und wirklich gute brandaktuelle Informationen mittendrin, der clevere Mix der Nachrichtenkanäle entscheidet zwischen Top oder Flop!
    • SlideShare – nicht der einzige Dienst zum Konvertieren, Einbetten und Austauschen von Präsentationen und Dokumenten (spontan fallen mir da DocShare und Scribd ein) – ich kann nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen und SlideShare ist nach eigenen Angaben hier der dickste Fisch im Teich.
    • Photoshop.com – Der Platzhirsch auf den Schreibtischen professioneller Bildbearbeiter, derer die sich dafür halten und Raubkopierer. Ich raubkopiere nicht, also habe ich keinen Photoshop. Doch den gibt’s ja online. Richtig gelesen, für die gelegentliche Bildbearbeitung (von derzeit leider nur JPEG-Dateien) reicht die Online-Anwendung vollkommen aus und funktioniert auch ohne Registrierung – nette Effekte inklusive. Wer sich dennoch anmeldet, bekommt 2 GB Speicher spendiert, eine Flickr-ähnliche Fotoverwaltung und einen Organizer, mit dem sich auch die Bilder auf Flickr, Facebook, Picasa und Photobucket verwalten lassen.
    • WordPress – ein simpler Weblog oder ein CMS als Dienst oder zum selber Betreiben. Wird auch professionellen Ansprüchen gerecht.  Habe ich bereits weiter oben mit Lobhudeleien bedacht.
    • Xing – das Netzwerk für die Arbeitswelt, hier versuche ich erst seit kurzem Fuß zu fassen.
    • Facebook – die Erfogsstory um Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wurde unlängst sogar verfilmt. Mir ist es eigentlich egal, wieviel Freunde Herr Zuckerberg nun tatsächlich hat, Facebook nervt mich derzeit eher, als dass es mich erfreut. Facebook ist angeblich für Konsumenten, Twitter für Kreative. Da bevorzuge ich doch Twitter. IMHO lassen sich die beiden ohnehin nicht vergleichen. Praktisch ist jedoch Facebook Connect, mit dem ich mich auf weiteren Seiten anmelden kann, ohne eine weitere Registrierungs-Prozedur absolvieren zu müssen. Twitter Benutzern wird diese Option jedoch auch oft angeboten. Ein Unentschieden also. Die Facebook-Spiele sind recht amüsant, wer jedoch nicht über sehr viel freie Zeit verfügt, sollte von Spielen, die auf -Ville oder -Wars enden, am besten gleich die Finger lassen. Tu es nicht!

Habe ich einen interessanten Dienst ausgelassen oder einen ungerechtfertigterweise zu sehr über den grünen Klee gelobt? Konstruktive Kritik ist gerne gesehen.

Doubledrums & Horns – BeJazz Saisoneröffnung 2010/11 – 2010-10-15

Wo ist bloss die Zeit geblieben? Vor lauter Zipperlein, Unpässlichkeiten, Uneinigkeiten und Unlustigkeiten habe ich seit April kein Konzert mehr besucht – gut, ich habe drei Stunden als Co-Moderator bei Radio RaBe verbracht – aber das ist nicht ganz das Selbe. Letztens flatterte jedenfalls Post vom BeJazz Verein, bei dem ich seit Frühling dieses Jahres Mitglied bin, ins Haus, mit der Bitte, die Mitgliedschaft für die kommende Saison (diesmal 60,- CHFr) zu bezahlen – Flyer des neuen Programms inklusive.

Vidmarhallen

Die Vidmarhallen im Frühling - gegen Ende der letzten BeJazz Saison (das Datum der Kamera ist falsch - es war am 22ten April).

Die Gebühr wurde bezahlt, das Programm an den Kühlschrank geheftet und vergessen, obwohl ich das Auftaktkonzert zu gerne besuchen wollte. Umso überraschender war es, dass ich es spontan doch noch einrichten konnte, knapp eine Stunde vor Konzertbeginn loszufahren, eine Viertelstunde vorher da zu sein und immer noch einen guten Platz zu bekommen. Zwei Punkte störten mich bei meinem ersten BeJazz Besuch im April: Der Klang klingt arg nach Jazzclub und somit etwas unakzentuiert, leicht verwaschen und dünn. Die tragende Betonsäule direkt vor der Bühne ist etwas unglücklich platziert, wenngleich aus Gründen der Statik unumgänglich, und trägt auch nicht zur Verbesserung der Akustik bei. Sehr erfreulich ist es jedoch, dass ebendiese Säule während der Sommerpause durch eine schlanke Stahlsäule ersetzt wurde. Was den Klang angeht, werde ich versuchen das nächste Mal einen Platz neben dem Mischpult oder auf der Empore zu bekommen.

Zum Konzert nun selbst ist zu sagen, dass die Kombination aus doppeltem Schlagzeug (Dominic Egli, Simon Frankhauser), drei Holzbläsern (Tenorsaxophon – Araxi Karnusian, Clarinette – Domenic Landolf, Bassclarinette – Lukas Roos) und zwei Blechbläsern (Matthias Spillmann – Trompete und Flügelhorn, Silvio Cadotsch – Posaune) allein mein Interesse geweckt hatte – ein Miniaturorchester eben, das treffenderweise  überwiegend Miniaturen vorträgt. Allein eine Bassclarinette ist sehens- und hörenswert, sieht sie doch aus wie ein in die Länge gezogenes Saxophon aus Lakritze, klingt auch so und selbst der Clarinettist sah beim Spielen so aus, als ob er aus Lakritze bestünde. Die ersten paar Miniaturen fand ich etwas schräg, danach hatten sich aber die Musiker und mein Gehör aufgewärmt und es wurde ein gelungener Saisonauftakt.

Zwei Schlagzeuger können mehr Druck aufbauen und differenzierter agieren als einer alleine, Sinn macht es, dieser fetten Rhythmusgruppe die geballte Kraft an Hörnern entgegenzusetzen und so funktioniert das Miniaturorchester auch ohne Piano und Bass überraschend gut. Um sich einen guten Eindruck von dieser Combo zu verschaffen, kann die Myspace-Seite des Miniaturorchesters besucht werden, auf der einige Miniaturen zu hören sind. Das folgende Video ist dort auch zu finden.

Anschliessend an das Konzert folgte gegen 22:30 das Jazzparkett, bei dem DJ Welldone blaue Noten für Tanzbeine auflegte. Leider fand ich keine Zeit zum weiteren Verweilen, sondern bin gleich zur S-Bahn gesaust, war ca. eine knappe Stunde später wieder zuhause und musste auch nicht länger als nötig auf dem wenig malerischen S-Bahnhof in Liebefeld verweilen.

S-Bahnhof Bern Liebefeld